1., Der Ren Mai ist der Ursprung unseres ersten Energiekreislaufs, und steuert unsere primären Aufnahmeinstinkte. Wie etwas Immaterielles (Idee) zur Form wird und wie uns der Atem nährt. Die Atmung wird durch das Zwerchfell und den Psoas an die Erde geankert. “Die Unterstützung von der Erde” und “Yin nähren” sind hier die Lebensthemen. So ermöglicht er Haltung, Schlaf und Regeneration. Dies erlaubt Hier-Sein und wahre Hingabe.
Erst wenn wir den Widerstand gegen die Schwerkraft aufgeben, können wir uns verwurzeln. Speziell in Hüften und Knien kann man gut gegen die Schwerkraft ankämpfen und Spannung festhalten. Oder wir werden völlig überwältigt von Schwerkraft und scheinen körperlich depressiv. Andererseits können wir erfahren, wie die Erde uns ihrerseits trägt, wenn wir guten Gebrauch von unserem Gewicht machen und innerlich sinken. Dann erst nehmen wir Erd-Energie auf und entwickeln jenen animalischen Instinkt (Po), die Welt uns einzuverleiben. Diese Körperseele Po schenkt den Lungen und dem Zwerchfell jene Kraft und Vitalität zur lebensbejahenden Öffnung nach außen. Als Anker für Atmung und Speicherung dieser Energie dient der untere Erwärmer, dem wir hier besondere Achtung schenken werden.
2., Der Dü Mai: Er ist gleichsam die Wirbelsäule, die Bewegung vom Becken weiter leitet. Zum Leben der eigenen Bestimmung war evolutionär das Erheben von Mutter Erde gebraucht. So entwickelte sich die erste Lordose in der Wirbelsäule. Später erlaubten zwei Beine die Kraft abwechselnd durch Knie und Hüfte zu schieben, und ein spezifisches Bewegungsmuster nach oben und vorne war die Folge, stets Symbol für den unbändigen Drang zur Entfaltung und Verwirklichung des innewohnenden Potentials (Jing). Der Dü Mai führt die Willenskraft Zhi vom Sehen ins Tun, und seine Bewegung lässt uns neuen Raum erforschen. “Aufrichtig Aufrecht Sein” oder “Was halte ich von meiner Wirbelsäule?”
Aufrecht stehend halten wir nicht nur die Balance, wir sind die Balance! Und die Unsicherheit des Aufgerichtet-Seins ist oft verborgen hinter konstanter Muskelanspannung. Erkennen wir in der Wirbelsäule ihren natürlichen Raum, stehen wir “zwischen Himmel und Erde”. Wir haben wieder Rückgrat!
1., Der Chong Mai: “Unser Fassungsvermögen”.
Dies ist der Kanal unserer inneren Führung (Shen) und anatomische Mittelachse. Und zeigt, wie gut wir etwas am Boden bringen und materialisieren können, indem wir die Unterstützung der Erde aufnehmen. Durch diese Anbindung an Mutter Erde ist er quasi die körperliche Struktur unseres Geistes, der ohne inneren Dialog und Voreingenommenheit wahrnimmt. Hier finden wir die pure, reine Schöpferkraft, die der inneren Führung zu folgen vermag. Es braucht einen offenen inneren Raum, um nicht nur uns selbst sondern auch andere Menschen und Meinungen annehmen zu können. Der Chong Mai ist diese innere Achse, von wo aus wir das Leben umarmen können. Umarmen bedeutet, jemanden oder etwas vollkommen zu akzeptieren und zu begrüßen. Die Hände halten, die Arme umarmen und der Atem trägt es zum Herzen. Herzconstrictor 6 und die Innenseite der Arme spiegeln die Fähigkeit zu umarmen wider. Dieses bewusste Öffnen wird in Zen-Meditation und stehendem Chi Kung praktiziert. Es bedeutet, alle Erfahrungen zuzulassen, alle Gefühle, alle Gedanken da sein zu lassen, unabhängig davon, ob sie angenehm oder unangenehm sind. In Shiatsu nennen wir es “Raum geben, um erfahren zu können”.
Und das führt uns zur feinen Ausrichtung unseres Zentrums, jener vertikalen Achse unserer “Core Structure”, in dem sich unser Shen mit dem Himmel verbindet. Die Basis dafür ist ein inneres Pumpsystem zur Aufrichtung, das aus der tiefen Sehnsucht zu wachsen (Hun) entspringt. Milz-, Leber- und Herzconstrictor-Punkte sehen wir uns da unter neuem Blickwinkel an.
2., Der Dai Mai: “Freiheit und die Reaktion auf Druck”.
Die Erde trägt die Füße, sie unterstützen die Beine, diese wiederum das Becken und das Becken beinhaltet und trägt alle Strukturen der Körpermitte. Dieses Zentrum besteht aus dem weichen Gewebe der Organe, den tiefen und oberflächlichen Muskeln von Bauch sowie LWS und Kreuzbein. Dieses Zentrum unterstützt den beweglichen Oberkörper. An dieser Stelle (Tandien) ist Weichheit und Drehfähigkeit gefragt, um das Zentrum zu bewahren.
Der Dai Mai ist der Polizist an der Grenze zwischen oben und unten, zwischen innen und außen. Die Flexibilität der großen Gelenke und entlang des Dai Mai sichert die Achse des Chong Mai.