Der Geist der Erde Yi lernt aus direkter Körpererfahrung, durch das Tun selbst. Yi lässt uns spontan richtige Schlüsse ziehen und vom Hara aus agieren. Yi ist Achtsam-Sein mit dem Körper. Yi leitet den Fokus in die Realität und braucht die körperliche Sammlung und Verbundenheit. Auch emotional sind wir wesentlich besser geerdet, wenn wir nicht gegen die Schwerkraft ankämpfen und festhalten (z.B. in den Knien und Leisten), sondern uns von der Erde tragen und nähren lassen. Kann ich innerlich sinken ohne überwältigt zu sein? “You do, you can” ist das Credo des erdigen Bauchhirns. Yi spiegelt sich im Hara als Bezugspunkt aller Ideen und Handlungen. Denken wir an eine Radnabe: Sie erfüllt ihre Aufgabe nur dann, wenn sie im Zentrum ist. Wie gut genährt und zentriert fühle ich mich?
Der Geist des Metalls beschreibt eine mehr intuitive, gefühlte Erfahrung. Die Körperseele Po ist unser guter Riecher und Instinkt. Sie schützt und bewahrt unsere Form. Speziell die Haltung in Oberrücken und Schultern zeigt, wie leicht es uns fällt, uns aufrecht dem Leben zu öffnen, um Chi zu generieren. Rigide Enge oder Erschöpfung sind die Muster, die uns davon abhalten. Und immer wieder geht es um die Gratwanderung zwischen genügend Raum und genug Grenzen. Denn Po sichert durch Struktur den körperlichen Bestand. Es ist des Bauers Hand im Herbst, die das Korn einsammelt, die Karotten zählt und verpackt, damit die eingefahrene Ernte ihn über den Winter bringt. Wie verbunden sind wir mit unserem Instinkt, wie verbunden mit den Lebenszyklen?
Die Wasser-Energie vermittelt Ur-Vertrauen, solange sie mit der Weisheit der Ahnen verbunden ist. Sie ist unsere Essenz und mit ihr zu arbeiten bedeutet Unbewusstes hervor zu holen. Die Wandlungen des Lebens können Ängste triggern, die zu Opfer-Rollen oder Panikhaltungen führen. Starre oder Ohnmacht sind die körperlichen Entsprechungen, vor allem entlang der Rückseite. Die Willenskraft Zhi ist eng mit den Hormonen der Nebennierenrinde verknüpft, die auf Stress Muskelkontraktionen herbeiführen. Das Lauschen und Aufrichten der Wirbelsäule ist seine Kraft, um Gefahr zu wittern. Dieses Yang der Rückseite ist eine wertvolle Ressource, wenn wir Stress verarbeiten. Wie entfalten wir unser Potential (Jing) und halten es zwischen Himmel und Erde aufrecht in Balance?
Der Geist des Holzelements Hun lernt durch die Augen und die Analyse seiner Konzepte, und schafft damit viele Vernetzungen im Großhirn. Er kann Worte in Bilder übersetzen, wenn man eine Geschichte hört, und für gesehene Bilder Worte finden. So entwickelt sich Abstraktion, damit die Essenz eines Bildes nicht verloren geht; und die Fähigkeit, Gefühle zu verbalisieren. Hun ist die visionäre Kraft! Hun ist der Bauer, der im Frühjahr sät, weil er sich vorstellen kann, später zu ernten. Darum geht seine Energie nach oben und außen, um den Samen zu zerstreuen. Er sieht, plant und tut. Ein Mangel an innerer Zufriedenheit führt zu Getriebenheit und aggressivem Umgang mit sich und anderen. Diese Energie äußert sich in Stau, Spannung und Starre. Doch Hun sucht stets die Flexibilität, die wir an den Hüften und überall im Körper an Muskeln und Sehnen erwecken können. Wie flexibel gehen wir mit Druck um? Und können wir uns nach allen Seiten hin orientieren und Ziele verfolgen?
Die Feuer-Energie ist offen, klar und unbegrenzt: Ist sie mit dem Himmel verbunden, strahlt sie von innen nach außen. Wie offen ist der Raum, den wir unserem Herzen geben? Wie sehr können wir etwas oder jemanden vollkommen akzeptieren und begrüßen? Oder versuchen wir ständig unser Herz zu schützen? Welche Erfahrungen grenzen wir dabei aus? Shen ist das Bewusstsein, das uns in Einklang mit der Welt verwirklichen und Energie zirkulieren läßt. Shen verleiht Sinn: Das Prinzip des Wu-Wei (Nicht-Handeln) eröffnet die geistige Ebene und die Resonanz mit unserer Umwelt.